Wer von euch kennt das: beim Spaziergang zieht der Hund an der Leine, jeder vorbeigehende Artgenosse wird angebellt und und und. Man selbst ist dann schon so genervt und angespannt, dass an eine gemütliche Gassirunde nicht mehr zu denken ist.
Hier habt ihr ein paar persönliche Gedanken, wie selbst die schwierigsten Spaziergänge gemeistert werden können.
Herausforderung angenommen
Es ist ein normaler Jänner-Tag. Ein wenig Schnee, eisig kalt aber Sonnenschein. Damit bei der morgendlichen Gassirunde kein Ausrutscher passiert, entscheide ich mich getrennt mit beiden Hunden zu gehen. Taschen werden gut gefüllt mich Leckerlis, es kann los gehen.
Rocky und ich haben das Glück, dass zu Beginn kein Mensch oder Hund zu sehen ist, so können wir gemeinsam munter werden. Abgebogen von der Straße, gehen wir eine entspannte kleine Feldwegrunde. Zurück wieder auf der Straße beginnt die Challenge, drei Mensch-Hundeteams kommen uns entgegen. Jetzt wird es spannend. Ich atme durch, Rocky schaut zu mir auf und erhält sofort ein Lächeln dafür. Wir wechseln die Straßenseite, gehen auf Distanz und Rocky wechselt auf die abgewandte Seite. Er bleibt ruhig, blickt immer wieder zu den Hunden rüber. Jedes ruhige Verhalten wird mit Worten oder Leckerli belohnt. Geschafft! Spitze, wir sind vorbei, Rocky schüttelt sich noch schnell, damit es entspannt weiter gehen kann. Die Haustüre, geschafft.
Nächster Hund
Easy ist an der Reihe. Die Challenge beginnt schon bei der Wohnungstüre, da er aufgrund des Wartens ein wenig hibbelig ist. Ich atme schon bei der Türe in Ruhe durch – los geht es. Im Stiegenhaus geht er brav neben mir. Plötzliches Gebell aus der Nachbarstüre. Easy regt sich auf und will so schnell wie möglich aus dem Stiegenhaus raus. Ich bleibe stehen, hole ihn mit ruhiger Stimme auf die abgewandte Seite, er kann ein wenig entspannen und wir können weiter gehen. Wir sind mittlerweile auf der Straße, halten kurz an, um diese in Ruhe zu überqueren. Naja klappt nicht ganz, da Easy schon dringen muss. Ausnahmsweise darf er kurz ziehen. Endlich die Laterne ist da, er pinkelt. So, jetzt aber schauen wir auf eine ordentliche Leinenführung. Stop and go beginnt. In der Ruhe liegt die Kraft. Der erste Hund kommt uns entgegen. Easy kommt auf die rechte Seite und wir wechseln auf die andere Straßenseite. Stopp, da auf unserem Gehsteig plötzlich Menschen um die Ecke biegen. Macht nichts, wir bleiben stehen und warten. Easy blickt immer wieder zwischen Hund, Menschen und mir hin und her, bleibt dabei super ruhig, es schneit Lob. Alle vorbei, wir gehen weiter. Nach wie vor stop and go, wir pendeln uns schön langsam ein. Die nächsten Hunde lassen nicht lange auf sich warten. Wir befinden uns gerade auf einem größeren Parkplatz. Super, den können wir gleich für eine Übung nutzen. Während die anderen noch auf dem Weg zu uns sind, darf Easy an lockerer Leine am Rand schnüffeln und pinkeln. Sehr gut, die Teams sind da. Easy bellt nach vor und geht in die gespannte Leine. Ich atme wieder durch, locke ihn zu mir und wir vergrößern die Distanz ein wenig. So jetzt stehen wir gut. Easy kann sich auf mich konzentrieren. Wir gehen mit den anderen mit. Easy reagiert spitze, es schneit wieder Lob. Die Hunde gehen weiter, wir drehen um und können unseren Spaziergang fortsetzen. Wir kommen auf einen ruhigen Feldweg. Easy ist mit Schnüffeln beschäftigt. Hin und wieder spannt die Leine aber er korrigiert sich sofort selbst, sodass kein stehenbleiben notwendig ist. Eine Schar Krähen liegt vor uns, Easy geht in die gespannte Leine. Ein ruhiges „Lass es“ und „da bleib“ reicht aus, um vorbei gehen zu können. Die Krähen bleiben sogar am Boden. Er darf wieder die ganz Leinenlänge ausnutzen. Wieder auf der Straße zurück, nächste Herausforderung. Am vorhin erwähnten Parkplatz ist in der Zwischenzeit eine Hundetrainingsgruppe angekommen. Ein Hund und ein paar weitere Teilnehmer sind schon neben den Autos. Wieder kräftig durchatmen, da die Aufregung des anderen Hundes schon groß ist. Leichtes quietschen und Gebell. Easy wird angespannt und verliert die Konzentration. Die Leine ist wieder gespannt. Ich bleibe stehen spreche ihn an, führe ihn ein Stück zurück. Da, ich habe seine Aufmerksamkeit wieder. Wir können wieder mit genügend Distanz und auf meiner abgewandten Seite vorbei gehen. Viel Lob meinerseits. So endlich geschafft, nur mehr ein paar Meter bis zur Haustüre. NEIN, nicht ganz, ich höre meinen Namen rufen. Eine Bekannt bleibt mit dem Auto stehen, wir beginnen zu plaudern. Easy ist doch schon ungeduldig und unaufmerksam, er bemüht sich trotzdem. Ruhiges, abwartendes Verhalten wird wieder belohnt. Seine Geduld nimmt zu und die Körperspannung lässt nach. Super, ich bin stolz auf ihn. So, weiter geht es. Die Haustüre schon im Blick. Nochmal kurz konzentrieren und auf die lockere Leine aufpassen. An den bellenden Nachbarshunden vorbei. Uff geschafft, wir sind in der Wohnung angelangt. Wahnsinn, wir schauen uns beide an, großartig war das! Alle Herausforderungen mit Bravour und positiv gemeistert.
Jeder Hund ist verschieden und reagiert auf Umweltreize anders. Mit diesen Zeilen möchte ich euch mit auf den Weg geben: So schwierig es auch manchmal sein kann, bleibt nicht an dem hängen, was nicht funktioniert, sondern bemüht euch daran zu arbeiten die Hürden und schwierigen Situation zu meistern. Mit Ruhe, Geduld und Souveränität kann sich euer Hund an euch orientieren. Bitte vergesst nie dabei euch zu überlegen ob euer Hund überhaupt in der Lage ist die Situation zu bewältigen!